Interview mit Gabriele Diechler

Sonntag, 11. August 2013

In diesem Interview mit Gabriele Diechler geht es nicht nur um allgemeine Fragen, sondern auch um Fragen über ihr neues Jugendbuch "Herz über Bord".

Über Gabriele Diechler 

Gabriele Diechler, 1961 in Köln geboren und aufgewachsen, lebt heute im Salzkammergut. Viele Jahre lang hat sie Komödien fürs Fernsehen entwickelt. Nun sitzt sie an ihrem Mini-Schreibtisch, um vorwiegend an Kinder- und Jugendbüchern, Romanen und Krimis zu schreiben. Dabei isst sie gerne Schokolade und wünscht sich, dass alle, die ihre Bücher lesen, danach ein kleines bisschen glücklicher sind. Sogar beim Schwimmen, was sie leidenschaftlich gern tut, fallen ihr Ideen für weitere Bücher ein.
(Quelle: Coppenrath Verlag, Herz über Bord)

Die Fragen + Antworten:


Frage: War Autorin werden ein Kinderwunsch von Ihnen?
Ich war 14, als meine Großmutter mir zum Geburtstag ein Tagebuch schenkte. In das grüne Kunstlederbuch habe ich alles hineingeschrieben, was mir im Leben auffiel und wichtig war. Alle Freuden, Sorgen und Gedanken. Ich denke, das war der Startschuss für ein Gefühl, das in mir wuchs. Ich möchte später einmal Schriftstellerin werden.

Frage: Was war Ihr Traumberuf als Kind?  
Psychologie hätte mich auch gereizt, weil mich die Frage antreibt, warum tut der Mensch, was er tut und wie kommt er aus verzwickten Situationen heil wieder heraus.

Frage: Welches Buch war Ihr erstes und was war es für ein Gefühl Ihr erstes eigenes Buch in den Händen zu halten? 
 „Arina & Rick tappen im Dunkeln“ war das erste Kinderbuch (Krimi). Ich hatte es als Weihnachtsgeschenk für meine Tochter Arina geschrieben und ursprünglich nicht an eine Veröffentlichung gedacht. Der bayerische Jugendschriftenausschuss hat das Prädikat: empfehlenswert verliehen. Vermutlich, weil Rick, der Junge, der im Rollstuhl sitzt, anders war, als andere „Helden“. Er löste die Kriminalfälle im Team. Gemeinsam mit seiner Freundin Arina und dem Schäferhund Gauner. Rick war taff und kam mit seiner Behinderung klar. Er war niemand, den man bedauern musste. Aber es wurde auch nicht ausgespart, dass er eingeschränkt und deshalb manchmal traurig war.

Das Buch habe ich gemeinsam mit der Schauspielerin Barbara Wussow in einer Buchhandlung in Wien präsentiert. War ein tolles Gefühl – auch, weil viele Freunde gekommen sind und ich mich etwas getraut hatte. Nämlich, nach meiner Scheidung als Autorin durchzustarten. 

Frage: Wann haben Sie den Beruf Autorin als Beruf in Betracht gezogen? 
Mit 35, nach der Trennung von meinem Mann. Ich bin umgezogen, habe alles hinter mir gelassen und mir meinen Kindheitswunsch erfüllt – Autorin zu werden.

Frage: Haben Sie irgendwelche Eigenarteln, Rituale, die Sie immer tun, wenn Sie ein Buch schreiben?
Wenn ich ein Buch starte – und auch während des Schreibprozesses – esse ich oft Schokolade. Die mit Stevia, ohne Zucker, weil ich Zucker nicht so gut vertrage. Außerdem spreche ich mit einem lieben Freund über den Stoff. Er liest jeden Text von mir und berät mich bei gewissen Themen.  Er hat zum Beispiel lange in England gelebt und kann mir beim Thema „England“ helfen: wie lebt es sich dort, wie ist das Wetter, die Manieren, das Feeling etc.

Frage: Was machen Sie bevor Sie ein neues Buch anfangen?

Erst mal überlege ich längere Zeit darüber, was ich erzählen möchte. Dann beginnen sich die Figuren herauszukristallisieren. Ich habe das Gefühl, als wären sie bei mir „zu Besuch“. Ich kriege sie immer besser „zu fassen“ und dann entsteht der Drang, mit dem Schreiben zu beginnen.

Frage: Wie bereiten Sie ein neues Buch vor?
Sehr häufig beginne ich zu schreiben, wenn ich die wichtigsten Figuren gefunden habe. Auch, wenn es ein Exposé gibt, entsteht, meiner Meinung nach, die beste Geschichte, wenn ich die Figuren an der langen Leine lasse. Sie führen mich zu ihrer Geschichte. Ich bin oft erstaunt darüber, was sie mir zu erzählen haben.

Frage:  Können Sie mir etwas aus Ihrer Kindheit erzählen?
Ein wunderschöner Moment war, als ich mit meiner Mutter und meiner Cousine auf einem Kinderfest war. Dort habe ich ein Buch gewonnen. Es hieß „Försters Pucki“ und ich habe es bereits auf dem Weg nach Hause, im knallorangen Käfer meiner Mutter, zu lesen und zu lieben begonnen. Das war ein wichtiger Moment in meinem Leben. Es war soooo schön, die kleine Pucki kennen zu lernen. Und das schönste war, von „Försters Pucki“ gab es 12 Folgebände. Das Geld dafür habe ich eisern gespart.

Frage: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Mein absolutes Traumziel wäre eine Signierstunde in New York. Ich habe mal davon geträumt und seitdem geistert das in meinem Kopf herum. J Ansonsten ist mein erklärtes Ziel, noch viele schöne Bücher schreiben zu dürfen.


Frage: Was macht Ihnen an Ihrem Beruf am meisten Spaß?
Kreativ zu sein ist herrlich. Die Figuren führen zu können, aber auch, ihnen folgen zu dürfen beflügelt mich. Ich genieße es auch, etwas an den Leser weitergeben zu dürfen – durch die Figuren und die Handlung. Toll ist auch, von zuhause aus arbeiten zu können. Und sich in Themen einzuarbeiten, mit denen ich mich sonst niemals beschäftigt hätte. Bei dieser Arbeit lernt man auch noch sehr liebe Menschen kennen

Frage: Was haben sie gemacht bevor Sie Autorin geworden sind?
Davor habe ich einige Zeit als Werbetexterin gearbeitet und gleich danach 15 Jahre lang Drehbücher für ARD/ORF geschrieben. Fürs Hauptabendprogramm. Nebenbei habe ich als Dramaturgin Filmstoffe geprüft

Frage: Was möchten Sie bei Ihren Lesern erreichen?
Meine Leser sollen sich zuerst einmal gut unterhalten. Das ist das Wichtigste. Vielleicht nehmen sie, hier und da, eine Klitzekleinigkeit fürs Leben mit. Ich mache gerne Mut. Glaub an dich!, das ist mir wichtig. Ich sage es auch oft zu mir selbst!

Frage: Haben Sie sich jemals Sorgen gemacht, ob Ihr Buch bei seinen Lesern nicht gut ankommt?
Ja, wenn die Sprache zu gewagt ist oder das Thema zu schwierig. Wenn die Hauptfigur zu viele Ecken und Kanten hat. Der Leser will sich ja identifizieren können.


Frage: Wie oft überarbeiten Sie ihr Manuskript?
Dafür gibt es keine feste Regel. Jedenfalls nicht bei mir. Manchmal geht es schnell, manchmal dauert es länger. Ich spüre, wenn der Stoff passt.

 
Frage:  Ist Ihnen die Meinung / der Kontakt zu Ihren Lesern wichtig? 
Ja, sehr. Schließlich schreibe ich das Buch nicht nur für mich. Ich mag Menschen, und Leser stehen mir natürlich besonders nah. Trotzdem muss man manchmal etwas schreiben, weil es raus muss, auch auf die Gefahr hin, dass es evtl. nicht so gut ankommt und man Kritik erntet – oder nur ein kleines Publikum für den Stoff findet.

Fragen zum Buch "Herz über Bord" 


Frage: Wie kamen Sie auf die Idee zum Buch "Herz über Bord?"
Ich habe mal fürs Fernseh-Traumschiff einen Stoff entwickelt. Da lag das Thema nah. Und der Verlag mochte es.

Frage: Haben Sie selber schonmal eine Kreuzfahrt gemacht?  
Leider noch nicht. Aber während des Schreibens habe ich irrsinnige Lust darauf bekommen. Hoffentlich darf ich mir den Traum einer Kreuzfahrt noch mal erfüllen. Ganz billig ist der Spaß ja nicht. Aber es muss großartig sein, weil man auf einem Schiff so viel erleben kann.

Frage: Welche Länder haben Sie schonmal  bereist? 
Meine Eltern hatten Flugangst, also bin ich früher nicht weit rumgekommen. Und später, als ich mein eigenes Leben hatte, kam meine Tochter zur Welt und war Allergikerin. Wegen ihrer Diät konnten wir keine weiten Reisen machen. Ich war immer wieder mal in Italien (Gardasee, Venedig, Sardinien). In Paris, London und an einigen anderen Orten in England. Außerdem in Belgien, Holland, der Schweiz und in der Türkei. Tja, ich denke, das war’s auch schon.

Frage: Haben Sie selber schon mal als Runner / Kellnerin gearbeitet? 
Nein. Aber ich hoffe, ich habe gut recherchiertJ. (auf jeden Fall!)

Frage: Wie haben Sie sich für dieses Buch unformiert? 
Ich habe viel Literatur zum Thema gelesen. Außerdem war ein Freund auf Kreuzfahrt-Weltreise, dem habe ich Löcher in den Bauch gefragt. Und dann hat mir ein Kollege von einer Zeitung geholfen. So kam eins zum anderen und schließlich hatte ich das Gefühl, ich wäre schon mal auf einem Luxusliner gewesen. Das ist das Schöne am Schreiben. Man kommt viel rum, ohne die Koffer zu packen.
 

Frage: Fanden Sie selber, dass die Beziehung zwischen Brian und Katja etwas schnell voran schritt?
Nein, eigentlich nicht. Da ich 51 bin und schon einiges erlebt habe, weiß ich, dass im Leben manches sehr schnell geht und oft sind es die besten Sachen. Es kommt natürlich immer auf die Story an. In diesem Fall war die Geschichte so angelegt, denn bei einer Kreuzfahrt hat man ja nur begrenzt Zeit zur Verfügung.

Frage: Wie viele Jahre zwischen den Partnern finden Sie zu viel?
Ich denke, dafür gibt es keine Regel. Man kann gleichaltrig sein, der Mann älter, die Frau jünger, die Frau älter, der Mann jünger. Es ist alles möglich, denn Liebe kennt keine Begrenzung. Wenn beide sich wohlfühlen ist alles bestens.

Frage: Wieso haben Sie sich dazu entschieden, dass es so viele Verwicklungen gibt? 
In einem Buch gibt es häufig den Haupterzählstrang und die Nebenhandlung. In dem Fall ist das Hauptthema die Story rund um Katja und Brian. Ferner gibt es die Geschichte ihrer Mutter. Was verbindet sie mit Kapitän Troller? Schließlich die Nebenhandlung rund um Katjas daheimgebliebene Freundin und Sven. Da kommt was zusammen. Ich wollte, dass immer etwas passiert, denn ein Kreuzfahrtschiff steht für Abwechslung und das Gefühl, dass niemals Langeweile aufkommt. 

Frage: Was fand Brian so interessant an Katja?
Dass sie ehrlich ist und kein bisschen arrogant. Dass sie auf eine liebe Art an sich zweifelt (das ist süß, finde ich) und trotzdem voller Elan nach vorne blickt. Dass sie beim ersten Mal die Initiative ergreift. Dass sie nach ihrem Weg und ihrem Platz im Leben sucht und dabei eine Menge Spaß haben möchte. Ich finde, Katja ist auch ganz schön einfühlsam. Wie sie Sven durchschaut hat und ohne erhobenen Zeigefinger zu ihrer Freundin stand, hat mir gefallen.

Frage: Waren Sie selber mal tauchen und wenn ja, was fanden Sie besonders interessant daran?
Ich bin eine Wasserratte und liebe es lange Strecken zu schwimmen. Geschnorchelt bin ich schon, leider noch nie getaucht. Aber ein Karibikurlaub steht ganz oben auf meiner Lebens-Wunschliste.



Ein kleiner Steckbrief



Name: Gabriele Diechler
Geburtsdatum:15.12.1961
Wohnort: Attersee
Haarfarbe: blond
Augenfarbe: grün
Hobbys: Lesen, Schwimmen, Kochen (gern nach eigenen Rezepten), Essen gehen, Reisen, Fahrradfahren, Lachen, mir mein Leben schön machen
Lieblingsessen: gefüllte Paprika, Aprikosenkuchen (nach eigenem Rezept), gebratenes Saiblingsfilet, alles mit Kartoffeln, Risotto

Lieblingsbuch: da gibt es viele, zuletzt: Mrs Alis unpassende Leidenschaft von Helen Simonson im Erwachsenenbereich, und Das Schicksal ist ein mieser Verräter von John Green im Bereich Jugendbuch

Lieblingsfarbe: ich mag alle Farben

Was möchten Sie noch erleben? den Rest meines Lebens und zwar so, dass ich alles auf mich zukommen lasse und es mit Freuden akzeptiere – und daran wachse

Was können Sie selber über sich sagen? Ich bin der Liebe auf der Spur und damit meine ich die Liebe zu allen Menschen und zu allem, was ist


Persönliche Anmerkung: Je länger ich mit Gabriele Diechler geschrieben habe desto mehr mochte ich sie und inzwischen ist sie mir verdammt sympathisch. Frau Diechler war unglaublich nett und wie es scheint haben wir viel gemeinsam. Es war eine Freude für mich, mit Frau Diechler zu schreiben.